by Carmen Stehle

Bewerber*innen – Diese Eigenschaften werden künftig gesucht

Wir steuern der digitalen Zukunft entgegen, Unternehmen stellen sich auf und positionieren sich neu. Was das für die Mitarbeitersuche bedeutet und welche Eigenschaften jetzt bei Mitarbeitern gefragt sind, erfahren Sie hier.

Die Arbeitsmarkt-Struktur hat sich durch den Corona-Lockdown endgültig verändert. Google ist laut einer Studie der Employer-Branding-Beratung Universum erstmals Wunsch-Arbeitgeber Nummer eins bei jungen Wirtschaftswissenschaftlern. Unternehmen arbeiten, sofern nicht längst geschehen, mit Hochdruck an der Digitalisierung ihrer Betriebe. An Nachhaltigkeit und kurzen Wertschöpfungsketten wird gearbeitet – zu sehr hat Corona die Abhängigkeiten von Exporteuren deutlich gemacht. Am Datenschutz wird oft nachgearbeitet, Themen wie KI (Künstliche Intelligenz) sind in der Pipeline. Vor diesem Hintergrund fragt sich nicht nur Google heute, wie sie das Morgen gestalten wollen und welche Mitarbeiter künftig die Richtigen für ihr Unternehmen sind. Auch Recruiter*innen gehen neue Wege und setzen ihren Fokus anders als bisher. Das sind die Eigenschaften, die sie im Blick haben.

BERUFE MIT ZUKUNFT

Längst wird nicht mehr nur im klassischen Stil per Stellenausschreibung gesucht. Aber es ist gut zu wissen, in welchen Sparten rege Nachfrage herrscht und somit Bewerber die Wahl haben. Mit einem Studium und/oder einer Aus- und Weiterbildung im Bereich Informatik, Wirtschaftsinformatik, Software-Entwicklung, IoT-Engineering („Internet of Things“) und ITSecurity, Digital Marketing oder Mathematik sind Sie auf der sicheren Seite und am Arbeitsmarkt auch künftig gesucht. Selbst in etablierten Arbeitsbereichen wie Medizin oder Jura hat die Digitalisierung längst Einzug gehalten. Chirurgen*innen operieren mit Robotern aus der Ferne, von Algorithmen im Gerichtsverfahren erhofft man sich künftig mehr Objektivität und gerechte Sozialprognosen für die Rechtssprechung. Wer analog arbeitet, wird von der Konkurrenz über kurz oder lang abgehängt.

BERUFE MIT ZUKUNFT

ALTERSSTRUKTUR UND QUEREINSTIEG

Alter und Lebenslauf spielen nicht mehr die erste Geige im Bewerberreigen. Vielmehr zählt Erfahrung und Qualifikation in den gesuchten Bereichen, nicht nur der Abschluss auf dem Papier. Quereinsteiger*innen und Menschen, die sich aus eigenen Kraft hochgearbeitet haben, Fachkräfte ohne Abitur und Studium sind häufig ausdrücklich willkommen. Denn es erfordert Willensstärke und Entschlossenheit, um sich neu zu erfinden, echtes Interesse und ein bisschen Mut. Sich trotz erarbeiteter Sattelfestigkeit in einem Beruf, in eine neue Profession zu stürzen, bedeutet anfangs wenig Zeit und Geld und viel Lernen. Recruiter*innen suchten in den letzten Jahren explizit nach Quereinsteigern, also Menschen, die sich herausfordern lassen und die für Ihre Leidenschaft brennen. Unternehmer wissen diese Eigenschaften zu schätzen. Hinzukommt der Umstand, dass Branchen und Berufe, die vom Zusammentreffen von Menschen abhängen wie etwa Messebau, Event, Hotellerie und Gastronomie, durch die Pandemie komplett auf den Kopf gestellt wurden. Wer – anders als die großen Tech-Giganten, die schon vor Corona digital bestens aufgestellt waren – nicht zu den Gewinnern der Krise zählt, steht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Zum Umdenken gezwungen, machen manche aus der Not eine Tugend und wagen den Schritt zu einem Neuanfang. Erfahrung und eine gute Arbeitseinstellung nehmen die meisten mit, auch den Blick aus einer anderen Perspektive auf etablierte Strukturen. Dieser Mehrwert kann zur echten Bereicherung für Betriebe werden. Für Recruiter*innen heißt das, dass Sie Ihre Suchstrategien ebenfalls überdenken und über den Tellerrand blicken müssen. Es hat sich ein neues Berufsprofil herauskristallisiert, das bisher als Teilbereich von HR (Human Resources) fungiert hat, doch viele Firmen setzten heute auf Active Sourcing. Die Suche und Ansprache von Kandidaten erfolgt aktiv und zielgerichtet, hauptsächlich über Karriere- und soziale Netzwerke. Nur im persönlichen Austausch erfahren Sie, wie ein potenzieller Mitarbeiter tickt und ob er zum Unternehmen passt. Das sind die die Top Skills im Unternehmen Zukunft.

emotionale Intelligenz

EMOTIONALE INTELLIGENZ UND ÜBERZEUGUNGSKRAFT

Auch wenn es oft so aussieht, als würde in der Zukunft nur noch technisches Können zählen und in 0-1-Programmier Sprachen kommuniziert werden, ist das Gegenteil der Fall. Soft Skills werden sogar immer wichtiger. Auch ein echter IT Nerd muss sein Hoheitswissen verständlich und angemessen kommunizieren können und sich als Teil eines Teams begreifen. Je komplexer die Zusammenhänge, umso höher sind die Anforderungen an die Team Koordination. Spezialwissen, Überzeugungskraft und ein gewisses Maß an Verhandlungsgeschick werden gebündelt in einer Person künftig noch mehr gesucht sein, als bisher.

WISSENSHUNGER UND PROBLEMLÖSUNGSDRANG

Ohne Neugier und dem unbedingten Willen, zu einer Problemlösung zu gelangen, entwickelt man weder einen Impfstoff noch löst man eine sonstige komplexere Fragestellung. Genau das ist aber mehr denn je gefragt. Dazu gehören Kreativität, der Mut zu kritischem Denken und der Rahmen in dem Kritikoffenheit gewünscht ist.

WILLENSSTÄRKE UND ENTSCHLOSSENHEIT

In der Informationsgesellschaft ist es zunehmend schwieriger, die richtigen Parameter in einer unendlichen Auswahl für ein vielschichtiges Thema zu finden, die es ermöglichen eine Situation angemessen zu beurteilen und auf deren Grundlage richtige Entscheidungen zu treffen.

WANDELBARKEIT UND FLEXIBILITÄT

Komplexe Zusammenhänge haben eines gemeinsam. Kaum ist ein Problem gelöst, sieht man sich einer neuen Herausforderung gegenüber. Routiniert kann man sich höchstens in neue Fragestellungen stürzen, Flexibilität ist daher ein echtes Plus.

LEIDENSCHAFT UND AUTHENTIZITÄT

Sich mit Herz und Leidenschaft in Unternehmen einzubringen bedeutet Arbeitgebern heute häufig mehr, als fachliche Lücken, die zum Beispiel bei Quereinsteigern auftreten und offen kommuniziert werden sollten. Chefs sind häufig gern bereit, mit Schulungen und Workshops fehlende fachliche Kompetenzen auszugleichen, wenn Mitarbeiter authentisch sind und offen und ehrlich mögliche Defizite mitteilen. Auch wenn man sich von seiner besten Seite zeigen will, die Basis für ein gutes Arbeitsverhältnis ruht auf Ehrlichkeit und Vertrauen.